Jungweinprobe 2017. Ernte gut-alles gut?

Jungweinprobe 2017

Es ist Anfang Mai, der aufmerksame LeserIn wird sich dunkel daran erinnern können, es ist Zeit für die GGJSUSU 2017 (Große Gemeinsame Jungweinprobe Sachsen und Saale-Unstrut 2017). Diesmal wieder vor Ort in Sachsen und ohne das Weingut Zimmerling. Wie immer.
Nachdem man sich von Coswig (liegt bei Radebeul) über Weinböhla (liegt bei Meißen) nach Dresden (jeder sollte inzwischen wissen wo es liegt) hochgearbeitet hat, fand das Event in diesem Jahr… wieder in Coswig (liegt bei Radebeul) statt. Das hat sicher Gründe, ist aber dennoch schade. Allein verkehrstechnisch. Für mich. Entspricht aber irgendwie der Situation des sächsischen Weinbaus zurzeit. Der Weinskandal, you know.
Von diesem war – offiziell –  keine Rede, wurde er ja schon vor einem Jahr, bei der Jungweinprobe 2016, – offiziell – für beendet erklärt. Was danach so alles geschah, darf man gerne hier und/oder ausführlicher auf Weincastings Facebookseite nachlesen.
Apropos. Auch wenn es dem einen oder anderen gar nicht aufgefallen sein sollte, die Winzergenossenschaft Meißen, immerhin DER systemrelevante Weinbaubetrieb in Sachsen, war wieder nicht vor Ort. Trotz – offiziellem – Ende des oben genannten Ereignisses ist man weiterhin nicht (mehr) Mitglied des sächsischen Weinbauverbandes. Stellungnahmen von allen Seiten dazu: Keine.
Da es von Saale-Unstrut nichts derlei zu berichten gibt, verlassen wir damit die Weinbaupolitik. Vorerst. Denn ich mag diese Veranstaltung. Es ist die beste einzige Möglichkeit die Weine in Ostdeutschland (oder Mitteldeutschland, von mir aus) recht umfassend miteinander zu vergleichen. Und an der Organisation der Veranstaltung habe ich sowieso nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil. Ich kenne einige „professionellere“ Veranstaltungen, die nicht nur vergleichsweise, stümperhaft gemanaged werden. Nur so, nebenbei gesagt. Es heißt sonst wieder, ich würde nur rumnörgeln.
Der Wein. Da gibt es nicht wirklich viel Neues. Was ich schon im letzten Jahr schrieb, gilt auch in diesem, also für den Jahrgang 2016:

Aber es gibt … eine Menge Kontinuität bei der Qualität der Weine. Bei den Weingütern aus Saale-Unstrut kann man sich zum Beispiel auf die Namen Gussek, Pawis … Lützkendorf … oder Hey verlassen.

Auch wenn es keine absoluten Geheimtipps mehr sind, auf dem Schirm behalten und beobachten sollte man weiterhin das Weingut Bobbe. Sowie, zum ersten(?) Mal dabei, die Winzerei „Herr und Frau Lüttmer“ aus Berlin, welche allerdings nur von dort stammen, beziehungsweise ihren Sitz haben. Und Sachsen? Auch hier, es bleibt bei:

Verlässlichkeit gibt es aber auch hier. Namen wie Proschwitz oder Schwarz werden nicht wirklich überraschen. Auch hier und da Wackerbarth, Fourré oder Aust …

… welche immer stets bemüht sind. Auf der Beobachten-und-Melden-Liste bleibt das Weingut Schuh, welches sich Stück für Stück weiter nach vorne schraubt. Etwas ruhiger, aber nicht minder beachtenswert, das Weingut Matyas.

Auch die ostdeutschen (mitteldeutschen, von mir aus) Weinanbaugebiete haben es zunehmend schwerer ihren Wein unter die Leute zu bringen und liegen damit im bundesdeutschen Trend. Ich weiß, davon will man zumindest in Sachsen, mit ihrem Motto zur Weinlese 2016 „Ernte gut-alles gut“, nichts hören. Damit tut man sich hier sicher keinen großen Gefallen. Immerhin setzt jetzt – gefühlt – jedes sächsische Weingut auch auf Winzersekt. An sich eine gute Idee. Dass es im Tasting trotzdem nur zehn Sekte gab (von insgesamt fünf Weingütern wohlgemerkt), ist vielleicht etwas suboptimal.
Vom Naturwein, oder Orange-Wein, dem anderen heißen Scheiß in der Weinszene, sah und hörte man gar nichts. Gut, das Zeug mag nicht jedermanns Sache sein, aber dass sich fast niemand damit beschäftigt ist schon bemerkenswert. Ich weiß nur von einer Handvoll Weingütern, die ein „Experimentierfässchen“ im Keller haben. Wenn überhaupt.
Sehr erfreulich finde ich zum Schluss, dass es auf der Jungweinprobe zunehmend Weingüter gibt, die sich auch mit Weißweinen dem Jungweinwahn entziehen. Zum Beispiel Hey, Matyas, Proschwitz, Rothes Gut, Lützkendorf, Aust oder Schwarz. Also mitnichten nur Erzeuger, deren Weine wie Blei im Keller liegen. Vielleicht könnte das ja doch ein Trend werden …

P.S. One more thing. Ein Wein, welcher mir vor zwei Jahren, als mein mit Abstand schlechtester Wein des Jahres und als absolut untrinkbar in Erinnerung geblieben ist, war auch dieses Mal, als neuer Jahrgang, im Rennen. Und siehe da, er hatte sich verbessert. Er schmeckte schlicht und einfach nach nichts. Na bitte, es geht doch.



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