Perlgut. Gut ist nicht gut genug

Perlgut

Es gibt einen neuen Silberstreif am Horizont des sächsischen Weinbaus. Oder, ich sollte vielleicht besser sagen, eine Perlenkette.
Zunächst aber, es ist schon etwas vermurkst in Sachsen. Über 95 Prozent der Rebflächen werden im Elbtal von Klein- und Nebenerwerbswinzern bewirtschaftet. Man darf also durchaus und wertfrei von mal mehr, mal weniger engagierten Amateuren sprechen. Daran ist im Prinzip nichts auszusetzen. Wenn nicht, ja, wenn nicht, die Rebflächen gesetzlich reglementiert wären. Und mit rund 500 Hektar ist im Weinanbaugebiet der Sack praktisch zu. Ich weiß, es darf pro Jahr um ein paar Rebstöcke erweitert werden. Peanuts, geschenkt. Man stelle es sich einfach so vor, ein berühmter und erfolgreicher Hirnchirurg möchte sich in Dresden niederlassen. Wird aber mit dem Hinweis abgewiesen, dass es hier, statt Chirurgen, doch bereits fünf sehr engagierte Schamanen gibt, die sich seit Jahren sehr um die Gesundheit der sächsischen Landeshauptstadt bemühen. Man könne ja warten bis einer von denen ein Weingeschäft eröffnen will, damit ein Platz frei wird und ihm solange zu Hand gehen. So in etwa sieht es aus. Und wir wundern uns inzwischen nicht mehr, warum hier so einiges schiefläuft.
Dennoch hat es Hendrik Weber geschafft. Nicht nur ein Weinbau- und Oenologiestudium in Geisenheim abzuschließen und Kellermeister im Weingut Matyas zu werden.
Sondern, mit dem leicht gewöhnungsbedürftigen Namen Perlgut, seine erste eigene Sektmanufaktur an den Start gebracht zu haben. Und Sekt macht hierzulande wirklich Sinn. Das finde eben nicht nur ich, sondern eben auch Hendrik Weber. Selbstbewusst und dennoch bescheiden genug.
Manufaktur trifft es im Gegensatz zum oft verwendeten Marketingsprech tatsächlich. Die Lagen- und Jahrgangssekte gehen wirklich mehrfach durch die Hände vom Chef und seinem winzigen Team an helfenden Händen. Und, jetzt kommt es, die Qualität stimmt. Sehr.
Ich durfte mich durch das komplette Sortiment trinken. Was keine große Leistung ist, denn selbiges beschränkt sich zurzeit noch auf vier verschiedene Sekte.
Da lohnt es sich durchaus, kurz aufzuzählen: 2015 Riesling Brut, 2015 Rosé Brut „Meißner Kapitelberg“, 2014 Weißburgunder Blanc de Blanc Brut „Radebeuler Lößnitz“, 2014 Spätburgunder Blanc de Blanc Noir „Radebeuler Lößnitz“. Alle, wie man sehen kann, nicht trocken. Sondern furztrocken, also brut. Sehr gut. Dennoch zart fruchtig und durchaus sortentypisch. Alle! Ich war sogar vom Rosé angetan. Wer mich kennt… Weißte Bescheid, Schätzelein.
Die Preise liegen zwischen 15 und 20 Euro. Das sind natürlich keine Schnäppchen. Wenn man aber überlegt, was man hierzulande, teilweise für horrende Preise angeboten bekommt … eigentlich schon. Und besser als sein Geld in einen miesen Champagner zu verklappen, sowieso. Dazu kommt, zwar kein Bio, aber alles naturnah und umweltschonend bewirtschaftet und erzeugt. Was mir oft besser gefällt, als einfach ein beliebiges Biologo draufzupappen.
Und das ist erst der Anfang. Die Fläche von ca. 1,5 Hektar soll erweitert werden und irgendwann in die eigenen Räume in Meißen ziehen. Zurzeit wird manches noch mit freundlicher Unterstützung im Weingut Matyas in Coswig erledigt. Und weitere Sekte sollen auch dazu kommen.
Es lohnt sich also, diese kleine, feine Sektmanufaktur auf dem Schirm zu haben. Es ist Sektsaison! Also, mit oder ohne Perle, kaufen!

Sektmanufaktur Perlgut
Hendrik Weber
Kapitelholzsteig 2
D-01662 Meißen

www.perlgut.de



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