Weinpinte. Die Kneipe zum Wein [Update]

Tibor Gal

Der Tscheche und ich haben manchmal Terminfindungschwierigkeiten. Aber wir bemühen uns immer auf das heftigste, um uns mal wieder einen hinter die Binde kippen können. So wie vor kurzem. Alles war gut organisiert. Nur einen Haken hatte die Sache. Es war Vorweihnachtszeit. Genau, die Zeit in der Grüppchen von Sachbearbeiterinnen, Verkaufspersonal von Fischhandlungen, Finanzbeamte oder andere Konstellationen aus der Kategorie „Kollegen“ losziehen. Um sich unter dem Vorwand „Weihnachtsfeier“ unter Alkohol die gleichen Dinge zu erzählen, die sie sich das ganze Jahr erzählen. Beim Bier, Glühwein und/oder als Veranstaltung getarnt. So in etwa wie „Welchen Wein muss ich zur Bio-Gans nehmen, wenn ich nicht zu geizig wäre um eine Bio-Gans zu nehmen?“.
Das bedeutete für den Tschechen und mich, unsere Hotspots, welche sich sonst souverän und spontan ansteuern ließen, fielen aus. Weil besetzt, überfüllt, ausgebucht. Kein Bitten, kein Drohen. Nicht einmal die Ankündigung eines namentlich genannten Verrisses hier an dieser Stelle zeigten Wirkung. So irrten wir wie just Maria und Josef verloren durch die Stadt. Bis uns der rettende Stall in Form eines Weinlokals anheim viel. Die Weinpinte. Uns zum Glück bekannt aus einschlägigen sozialen Medien. Und tatsächlich: Es gab Platz!
Keine Selbstverständlichkeit. Gehört die Weinpinte doch zur Dresdner Weinmafia – in keinster Weise despektierlich gemeint! – unter deren Dach auch die Weinzentrale und die WeinKulturBar Netz werken.
Und das merkt man. Inhaber Phillip Wittig pflegt einen recht ähnlich entspannten Stil wie Silvio Nitzsche von der WeinKulturBar. Dazu kommt eine gewisse Wohnzimmeratmosphäre, die sich etwas mit dem Namen beißt und mit der Vorgängerlokalität zu begründen ist. Das soll sich aber noch ändern. Also, das mit der gewissen Wohnzimmeratmosphäre.
So haben wir uns dann ganz entspannt ein Wässerchen und mehrere Gläser Zweigelt und Amarone gegönnt. Mehrere Gläser, weil wir Durst hatten und die Preise unverschämt fair sind. Der Knaller war aber eine Flasche Kekfrankos, also Blaufränkisch, von Tibor Gàl. Welcher im Jahr 2005 leider tödlich verunglückt ist. Bedauerlich ist dies in jedem Fall. Aber hier auch aus der Weinperspektive.
Lassen wir mal das Etikett außen vor, ganz ganz außen vor, hatten wir doch einen sehr knackigen Kekfrankos aus dem Jahr 1999. So gut, dass ich mir gleich eine Flasche mitgenommen habe und somit meine Eindrücke nicht im Rausch dahinschwanden.
Also. In der Nase spüre ich nicht viel. Irgendwo fern am Wegesrand liegen ein paar dunkle Früchte. Da mufft und stinkt nichts.
Schmeckt aber ziemlich kirschig. Und mal kurz über die Edelstahlplatte geleckt. Ganz hinten, ahne ich schon etwas die Abstellkammer. Aber nur ganz kurz. Die Tür ist schnell wieder zu. Hey, das Zeug ist 16 Jahre alt und kostet heute knapp über 10 Euro. Yep. Richtig gelesen. Das ist ein nahezu pornöses Preis-Leistungsverhältnis.
Ich rufe also hiermit auf, die Weinpinte zahlreich aufzusuchen. Und zu trinken. Wer muß, kann auch eine Kleinigkeit dazu essen.
Eine Bitte an die Leser. Sollte jemand diesem Artikel gefolgt und dort eingekehrt sein. Ich zur selben Zeit zufällig vorbeischauen und kein Platz finden. Dann wäre schön, mir seinen Platz freizumachen. Und eigentlich ist das gar keine Bitte. Danke sehr.

[Update]
Die Weinpinte gibt es nicht mehr. Jedenfalls nicht in dieser Form. An mir lag es nicht.
Es wird etwas anderes geben. Mit Wein. Dazu später mehr an dieser Stelle… vielleicht.

Weinpinte
Bischofsweg 17
01099 Dresden

www.facebook.com/weinpintedresden



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