Jungweinprobe 2019. Götter… dämmerung.

Es ist Mai und der/die/das aufmerksame Leser_*_Innen erinnert sich, Zeit für die GGJSUSU (Große Gemeinsame Jungweinprobe Sachsen und Saale-Unstrut). Auch im letzten Jahr habe ich mir die Freyburger Unstrut-Ausgabe, inklusive dem, wie üblich, deftigem Catering, selbstverständlich NICHT gespart. Einen Artikel über selbige Veranstaltung allerdings schon. Es gab einfach nichts zu berichten. Jedenfalls nichts Neues. Möglicherweise hatte ich auch keine Lust.

In diesem Jahr (2019) sah das etwas anders aus. Außerdem wurde wieder der Hotspot Coswig (bei Dresden) bespielt, was mir allein aufwandstechnisch sehr in den Kram gepasst hat.
Es ist kein Geheimnis, dass der gesamte deutsche Weinbau kräftig zu strampeln hat. Und das liegt nicht nur an der Trockenheit des „Jahrhundertsommers“ 2018. Dass dies auch im Osten nicht anders sein kann, gibt man selbst von offizieller Seite unumwunden zu. Beim Weinbauverband Saale-Unstrut. In Sachsen ist alles entspannt und locker flockig. Die geringen Ertragsmengen zum Beispiel, sind nach wie vor „den Steillagen und dem hohen Qualitätsanspruch im Weinanbaugebiet“ geschuldet. Emoticon bitte jetzt selbst einfügen. Dennoch dreht sich die Welt weiter und dessen Lauf halten selbst sächsische Ochs und Esel nicht auf.

So gibt es inzwischen die Weinbaugesellschaft Meißen (not zu verwechseln mit der Winzergenossenschaft, die mit dem Weinskandal) welche sich aus dem Stand zum viertgrößten Weinerzeuger in Sachsen gekrönt hat. Einzelheiten dazu hier, hier und hier.
Nun ist genau jene Situation entstanden, welche zumindest die sächsischen Winzer Jahrzehnte gefürchtet haben wie Influencer die Nichtbeachtung und vor der sie die Deckelung der Rebfläche eigentlich schützen sollte. Ein Weinbaubetrieb kauft massiv Flächen auf und beliefert damit den Lebensmitteleinzelhandel, also Supermärkte und Discounter.
Die eher oft bescheidene Qualität der Weine wenigstens in die Nähe des gehobenen Preisniveaus zu liften, hat man seit Jahrzehnten verschlafen. Nun werden wohl längerfristig die Preise auf das Qualitätsniveau herabsinken. Learning from Rotkäppchen, sozusagen.

Und genau diese Stimmung spiegelte die Jungweinprobe wider. Keine Innovationen, keine Aha-Erlebnisse. Leider auch nicht, und das war eine ziemliche Enttäuschung, aus der Saale-Unstrut-Region. Von mir immer gesetzte Weingüter wie Matthias Hey und Uwe Lützkendorf, die beiden dortigen VDP-Vertreter, waren seit langer Zeit überhaupt nicht in Coswig dabei. Auch sonst waren die Ostler aus dem Westen eher unterbesetzt angetreten.
So gab es zwar auch ganz ordentliche Weine, aber auch auffällig viele Weinfehler, welche schon bei der sächsischen Gebietsweinprüfung ihren ersten Auftritt hatten und auch hier das Bild nach unten abrundeten. Aber nicht nur aus Sachsen, nicht nur beim Jahrgang 2018, auch von Weingütern denen man sowas eigentlich nicht zutraut. Darum erspare ich mir auch eine explizite Rundumempfehlung in diesem Jahr. An dieser Stelle jedenfalls. Einzelne Weine aus dem Osten, vielleicht als #drivebydrinking. Sie wissen Bescheid.

P.S. One more thing, natürlich. Vor zwei Jahren schrieb ich, dass jener „… Wein, welcher mir vor zwei Jahren, als mein mit Abstand schlechtester Wein des Jahres und als absolut untrinkbar in Erinnerung geblieben ist, war auch dieses Mal, als neuer Jahrgang, im Rennen. Und siehe da, er hatte sich verbessert. Er schmeckte schlicht und einfach nach nichts. Na bitte, es geht doch.“
Beim aktuellen Jahrgang heißt es wieder: Back to the Roots. Wörtlich sozusagen, denn des Winzers Jahresvorrat an Vitamin C-Tabletten muss ihm offensichtlich in den Tank mit dem weinähnlichen Getränk gefallen sein. Meinen Respekt dafür, selbst die Messlatte auf Krabbelgruppen-Niveau immer wieder mit Abstand zu unterschreiten.*rolleyes*



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