Mehr Dorn als Porn? Dornfelder von Schloss Proschwitz.
Heute, liebe Gemeinde, sprechen wir über Dornfelder. Genau, richtig gehört. Dornfelder, der Sekretärinnen-Porsche unter den Rotweinen. Oft zu Recht verachtet und eigentlich eine Rebsorte die man rechts liegen lassen sollte. Aus Gründen.
Zu oft werden hier Wischiwaschi-Weine gekeltert, die den… sagen wir mal… unterdurchschnittlichen Massengeschmack bedienen wollen. Ach ja, billig sollen sie natürlich auch sein. Und das scheint gut zu klappen.
Dennoch gibt es durchaus Sympathien für diese Sorte auch außerhalb oben genannter Kreise.
Dem Mann mit Hut zum Beispiel lag es nahe, das D durch ein P (hohooo!) zu ersetzen und hatte fix die benötigte Aufmerksamkeit. Das geht soweit klar. Diesen Wein kenne ich allerdings bisher(!) noch nicht und außerdem ist es auch eine Cuvée.
Aber, man kann es auch mit dezenterer Erotik versuchen. Das haben sie auf Schloss Proschwitz gemacht. Genau, hier in Sachsen. Ich hatte es an dieser Stelle ja schon kurz erwähnt. Martin Schwarz hatte sich dem angenommen und den Dornfelder so aufgebohrt, dass man denkt man wäre im falschen Film.
Wurde doch aus der gelangweilten Sekretärin – ich möchte mich hier definitiv nicht über diesen Beruf lustig machen, soviel sei gesagt – doch tatsächlich eine Diva. Aber keine Provinzdiva aus Coswig, wie man meinen könnte. Nein, das hat hier schon Burgunder-Niveau und nicht nur vom Preis her. Der 2011er Weingut Schloss Proschwitz Dornfelder Gutswein Barrique trocken (14 %vol.) kostet mindestens 17, 50 Euro (ab Weingut). Gut, lassen wir das…
Nein, man könnte ihn durchaus mit einen Burgunder vergleichen.
Er riecht nach ein paar in der Hand zermantschten, unreifen Sauerkirschen. Sehr dezent.
Und schmeckt, arschtrocken. Die Vanille, also das Holz schmeckt man natürlich. Ist klar, wäre ja sonst sinnlos. Dazu Brombeere. Ein Streifen Lakritze und einige zerstoßene Wacholderbeeren und Kaffirblätter. Wirklich erwartet, unerwartet gut.
Nun darf man sich jetzt natürlich gerne fragen: Was soll der Scheiß? Warum pimpt man einen Rotwein so auf, dass er nicht mehr „rebsortentypisch“ oder so… wiederzuerkennen ist? Ganz einfach. Weil man es kann. Martin Schwarz hat hier als Kellermeister (wieder einmal) gezeigt was möglich ist. Was man aus Dornfelder machen kann. Und was man aus sächsischen Rotwein machen kann.
Ja, es wird langsam schwer mit den Ausreden über den Wein in Sachsen. Klima, Arbeitsbedingungen, keine Lust…
Und schwer wird es auch mit diesem Wein. Denn Martin Schwarz arbeitet inzwischen nur noch für sich (praktisch) und der – nicht mehr ganz so neue – Kellermeister Jacques Du Preez fährt dort natürlich seinen eigenen Stil. So ist der Dornfelder in dieser Form wohl ein Auslaufmodell. Schade eigentlich.
Weingut Schloss Proschwitz – Prinz zur Lippe
Dorfanger 19
D-01665 Zadel über Meißen
www.schloss-proschwitz.de
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